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Lisa Giesen

Lisa Giesen hat uns geschrieben...

Hallo ROLLIBOARD.de,

durch Zufall bin ich bei Euch gelandet.

Auch ich sitze im Rollstuhl seit Oktober 1997.

Die Blicke und Kommentare der lieben Mitmenschen, da könnte auch ich einige Geschichten drüber schreiben.

Leider habe ich meinen Freundeskreis so nach und nach verloren, weil ich sie nicht mehr besuchen konnte, wegen der Treppen.

Das ist schon seltsam, zumal ich mit dem Rollstuhl keine Probleme habe. Ich habe Muskelschwund von Geburt an und ich wusste seit meinem siebzehnten Lebensjahr, dass der Rollstuhl irgendwann mal kommt.

Was ich auch nicht verstehe, dass man auch keine Rollifahrer kennenlernt. Es ist ja nicht so, dass ich keine treffe.

Irgendwie sind die entsetzt, wenn ich sie anspreche. Ich dachte, dass dies auch gut passen würde wegen Rollstuhlwhg., also keine Treppen und so.

Vielleicht bin ich denen auch schon zu alt mit meinen 62 Jahren. Aber den Leuten in diesem Alter bin ich wieder zu jung.

Ich höre Metal und lese Fantasy, spiele Assassins-Creed, The Witcher, Skyrim und Co.

Und, das ist vielleicht das Schlimmste, ich schreibe auch noch Fantasygeschichten.

Der erste Teil Kriegertränen von M.L.Giesen ist beim Re Di Roma-Verlag erschienen. Im Moment überarbeite ich den zweiten Teil. Der dritte Teil ist auch schon getippt und das alles mit nur einem Finger. Teil Fünf ist auch fast fertig und am vierten Teil arbeite ich.

Diese Geschichten sind vor 52 Jahren entstanden. Puh, das hört sich aber jetzt sehr alt an.

Obwohl ich selber sage, dass es nur mein Körper ist, der altert, nicht mein Kopf.

Ich dachte, dass man vielleicht Kontakt zu Autoren bekommt, aber das ist auch nur Pustekuchen.

Na ja, eine Rollstuhlfahrerin über sechzig, die auch noch Geschichten über einen schwulen Krieger schreibt, ich glaube, das schreckt viele ab. Ich merke schon, es wird schon wieder fast ein Roman. Ich bin auch beim Re Di Roma-Verlag in meinem Autorentagebuch fleißig, unter anderem auch mit Geschichten. Ist nur blöd, dass es so eingleisig ist. Eigentlich wollte ich meine Geschichte mit hier rein schreiben von dem Tag, als der Rollstuhl zu mir kam. Und hier ist sie. Der Rollstuhl

Eines Tages habe ich mir endlich mal einen Rollstuhl verschreiben lassen. Ich war es leid, andauernd hinzufallen. Es kam immer öfters vor, dass ein Bein einfach wegsackte. Meistens geschah das unterwegs.

Das nächste Problem war, dass es mir schwerfiel, wieder hochzukommen. Was ich blöd fand, war, dass es echt Leute gab, die dachten, ich wäre betrunken.

Und das mir, die in ihrem Leben noch nie Alkohol angerührt hat. Meine Ärztin lag mir schon lange in den Ohren, dass ich mir einen Rollstuhl verschreiben lassen soll.

Wenn ich gewusst hätte, dass es dann so lange dauert, bis das Ding endlich da ist, hätte ich es schon viel eher gemacht.

Erst mal musste ich mir eine Firma suchen, die so etwas verkauft. In der Nähe, das wäre nicht schlecht. Na gut, etwas mit dem Bus fahren und laufen musste ich dann doch.

Dort bin ich erst mal Probe gefahren. Hätte nur noch gefehlt, dass ich dazu einen Führerschein brauche.

Tja, und dann hat es fast neun Monate gedauert, bis das Teil zu mir kam. Das war im Oktober 1997.

Eine kurze Einweisung, irgendwie. Da wurde etwas mal schnell aufgesagt, von wegen, dies ist so und das ist so. Noch unterschreiben, dass man das Teil bekommen hat und weg war er, der gute Mann.

Aber was solls, ich bin ja nicht dumm. Erst mal habe ich meine Hundeleinen an dem Rollstuhl befestigt und dann ging es los.

Der Fahrstuhl war nicht sehr groß. Der kleine Hund Mandy musste schon auf meinem Schoß, die Fußstützen aber auch. Hündin Bonsai war zwar groß, aber zum Glück schlank. Damit war der Fahrstuhl auch schon voll. Kleiner hätte er auch nicht sein dürfen.

Und dann waren wir draußen und es konnte losgehen. Weite Strecken waren kein Thema mehr und ich wusste, ich falle nie wieder hin und schlage mir meine Knie auf. Ich kam mir vor, als ob ich Auto fahre.

Nun lag überall das Laub auf den Wegen. Es kam schon vor, dass ich ab und zu ausgestiegen bin, um mit den Füßen den Weg vorzutasten, ob unter dem Laub eine Stufe ist. Anfangs, später nicht mehr, da kannte ich die Wege im Park.

Und ich war auch schneller unterwegs als zu Fuß. Immerhin sechs Stundenkilometer.

Das Einkaufen fiel auch leichter, zumal ich nichts mehr schleppen musste.

Wenn ich gewusst hätte, dass es für mich vieles leichter macht, hätte ich mir den Rollstuhl schon viel eher verschreiben lassen.

Für mich war es vom ersten Moment an normal, in einem Rollstuhl zu sitzen.

Immerhin habe ich ja noch Glück gehabt, dass es viele Jahre ohne ging, und ich wusste es ja, dass ich eines Tages mal einen brauche.

Zwei Jahre später bin ich dann in eine Rollstuhlwohnung umgezogen.

Dass ich jetzt auch nicht mehr in der Whg. laufen kann, dies ist halt so. Nur das Reiten und Tanzen fehlt mir manchmal. Aber was solls? Ich kann sagen, es gab mal eine Zeit, wo ich all diese Dinge machen konnte. Liebe Grüße, Lisa Giesen

( Ich habe kein Problem damit, wenn dies bei Euch veröffentlicht wird.)